Vor 75 Jahren: 1. April 1933

Veröffentlicht am 01.04.2008 in Service

Jüdische Geschäfte werden boykottiert. Hauptträger der Aktion ist die SA (Sturmabteilung). Der Boykott dauert nur diesen einen Tag (Samstag). Vor allem auf außenpolitischen Druck hin wird der Boykott abgebrochen.
Viele interpretieren den Boykott als einen Versuch, die angeblich gegen Hitler hetzende internationale Presse mit den deutschen Juden zu erpressen.

Die SA besetzt die Geschäftsstelle des Reichsverbandes der deutschen Industrie. Der jüdische Geschäftsführer und jüdische Vorstandsmitglieder scheiden aus. Gustav Krupp übernimmt in Absprache mit Hitler die Führung des Verbandes.

Die NSDAP gründet das Außenpolitische Amt; Leiter wird Alfred Rosenberg.

In Hannover werden das Gewerkschaftshaus und das Gebäude des Hauptvorstandes des Fabrikarbeiterverbandes von den Nationalsozialisten besetzt.

Der Vorsitzende des Gewerksvereins Deutscher Metallarbeiter, A. Erkelenz (SPD), wendet sich in persönlichen Appellen an die Vorsitzenden der Gewerkschaftsbünde, endlich die Einheitsgewerkschaft zu bilden.

In einer Erklärung »Die Kommunistische Internationale über die Lage in Deutschland« heißt es: »Die revolutionäre Stimmung in Deutschland wird trotz des faschistischen Terrors unausweichlich wachsen. Die defensiven Gegenmaßnahmen der Massen gegen den Faschismus werden unweigerlich zunehmen. Die Errichtung der nackten faschistischen Diktatur hat allen demokratischen Illusionen der Massen ein Ende gesetzt und sie vom Einfluß der Sozialdemokratie befreit. So wird die Entwicklung in Deutschland auf die proletarische Revolution hin beschleunigt werden.«

Die Zeitschrift »Kommunistische Internationale« schreibt am 15. Mai: »Die Faschisten sind Eintagskönige. Ihr Sieg ist ein kurz bemessener Sieg, dem die proletarische Revolution auf dem Fuße folgt.«

Die Angestelltengewerkschaft kündigt ihren Mitgliedern Organisationsänderungen an und teilt mit, dass Vorsitzernder Aufhäuser zurückgetreten sei.

Der ADGB beschäftigt sich im Leitartikel der Gewerkschaftszeitung mit den Perspektiven der Gewerkschaftsarbeit.

Dokumente:
Erklärung des AfA-Bundesvorstands
Erklärtung des ADGB in der Gewerkschaftszeitung

Auch in vielen Orten in Waldeck-Frankenberg führte die SA Aktionen gegen jüdische Geschäfte durch.
In Korbach zogen SA-Leute ab 10 Uhr vor die Geschäfte und zogen Spruchbänder auf, z.B. vor dem Geschäft Markhoff am Adolf-Hitler-Platz (Berndorfer Tor). Der SA-Sturm 2/20 – Upland-Sturm genannt (Mitglieder aus Willingen, Schwalefeld und Umgebung) – verstärkten die Korbacher Kollegen.
In Netze stürmten 25 bis 30 Personen, die mit einem LKW anreisten, die Gastwirtschaft Loeb und schlugen den jüdischen Eigentümer und die Gäste so zusammen, dass auch am nächsten Tag noch keine Vernehmung stattfinden konnte. Die Polizei, obwohl informiert, traf wohl absichtlich erst nach Abfahrt des LKWs am Tatort ein. Die NSDAP bestritt nachher, dass hier Parteimitglieder agiert hätten, und bedrohte Personen, die anderes behaupten, mit einer Anzeige. (Steiner S. 261ff.)

Arolsens Bürgermeister Beekmann führt mit einer nationalsozialistisch geprägten Rede die neu gewählten Stadtverordneten in ihr Amt ein.

Dokumente:
Auszug aus der Broschüre „10 Jahre Ortsgruppe Korbach der NSDAP
Rede des Arolser Bürgermeisters Beekmann

 

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